Boot. Beruf. Familie. – Welcher Segler kennt die Frage nach der richtigen Reihenfolge dieser Leidenschaften nicht? Dem SCR-Clubmitglied und Eigner des 45er Nationalen Kreuzers „Iona“ (einigen noch als „Maria“ bekannt) ist diese Frage das daraus resultierende Dilemma zwischen den Prioritäten aus eigener Erfahrung vertraut.
Überholten doch kurz nach dem Bootserwerb zuerst die die Geschäftsgründung und nachfolgend Geburt eines Kindes den Restaurationsbedarf am Boot auf der Prioritätenliste. Was für die Iona folgte, war zunächst ein langer Schlummer in der Werfthalle und die Frage, ob ein Verkauf nicht doch praktikabler wäre.
Die meisten Interessenten wollten jedoch entweder ein perfektes Schiff, oder ein marodes, um es selbst günstig herrichten zu können. Der 45er Iona lag irgendwo dazwischen. Die Wartungsliste war lang geworden, aber das Schiff stand zumindest immer trocken, vielleicht zu trocken.
Die Arbeit beginnt
Doch über die Jahre tat sich einiges. So wurden noch vom Voreigner mit Hilfe eines Holzboot-erfahrenen Bootsbauers, den man hier bei der Arbeit sieht, etliche Planken ausgetauscht. Später wurden die letzten Faulstellen im Rumpf beseitigt und viele Planken rundherum neu geschäftet. Dabei wurden auch frühere (nicht ganz so fachmännisch ausgeführte Reparaturen vom Bodensee, siehe Bild vom Vorschiff) korrigiert und das Vorschiff wieder dem klassischen Vorbild mit neuen Wrangen angepasst.
Der Rumpf war damit erst einmal rundumerneuert, doch der Bootsbauer näherte sich dem Ruhestand und Zeit für weitere eigene Arbeiten wurde zur Mangelware. Guter Rat auch. — Die Empfehlungen reichten von „verschenke das Boot“, „Fackel die teure Bude ab“ bis hin zu „Glasfasermatten drauf“, und von „die Substanz ist gut“ bis zu „taugt nur noch als Brennholz“. Hier in der Region sind Experten für Holzboote zudem rar. Trotzdem reifte über die Jahre der Plan, das Boot doch zu halten, um es eines Tages segelklar zu bekommen.
Ein Unternehmen aus der Nähe machte sich daran, einen neuen Außenborder einzubauen. Der alte Zweitakter war nicht zu ersetzen und wenn schon neuer Motor her musste, dann ein leiser. Doch vor allem: Mit Fernsteuerung. Denn auf dem 45er befindet sich der Motor eineinhalb Meter hinter dem Cockpit und wenn man immer mehrere Personen braucht, um Motor und Pinne zu bedienen wird aus Manöver schnell lautstarkes Hafenkino…
Schon der Vorbesitzer hatte dabei dem alten SCR-Steg neue Spalten verpasst und auch der Neueigner hatte beim ersten Anlegen und dem gleichzeitigen Bedienen von Pinne und Motor eine Naherfahrung mit dem Hinterteil eines (zum Glück schwimmenden) Drachen.
Verzögerungen und Dramen
Doch der Motor-Einbau zog sich über zwei Jahre hin, wurde immer wieder unterbrochen, zudem schief, statisch falsch, mit zu wenigen Bohrungen und ungeeigneten Bolzen vorgenommen. Die Arbeiten wurden nie beendet und der inkompetente Einbau beschädigte das vorher noch so perfekt lackierte Heck.
Ein anderes Unternehmen übernahm die Baustelle „Iona“ die aussah, als hätte man diese blitzartig verlassen. Angefangene Arbeiten überall, Werkzeug, Schrauben und Bauteile lagen im Heck herum. Doch bevor der Motor richtig eingebaut werden konnte, stellte sich heraus, dass die alte Elektrik mehr oder weniger aus Klingeldraht und wohl von einem Trockenbauer eingebaut wurde, das meiste unter Wasser, viel zu klein dimensioniert und völlig verrottet.
Die einem modernen Anspruch genügende neue Elektrik wurde geplant und eingebaut, neben der neuen Bilgepumpe erhielt die Iona zusätzlich eine größere Membranpumpe und die Schaltstellen wurden oberhalb der Wasserlinie verlegt. Ein neues Schaltbrett wurde eingebaut, ein versteckter Hauptschalter, ein verstecktes Batterie-Ladegerät, sowie eine Landstromaufnahme mit Sicherung kamen hinzu. USB-Ladebuchsen und eine 220 V Steckdose komplettieren die neue Bordelektrik, hinzu kam ein neuer Standort für die Batterie.
Der Außenborder lädt diese während der Fahrt. Die Automatik lässt die kleinere neue Bilgepumpe und die größere Membranpumpe über Motor und Batterie laufen, am Steg über Landstrom. Nach der langen Trockenzeit war mit erhöhtem Eindringen von Wasser zu rechnen, daher wurde die Pumpenleistung verstärkt.
Der Einbau der Motor-Fernsteuerung erfolgte zudem so, dass die klassische Anmutung des Schiffs im Cockpit erhalten blieb. Der Bedienungshebel sitzt auf einer Schiene hinten im Heck und ist unter der Bank dort kaum zu sehen. Wenn der Motor betrieben wird, zieht man die Fernsteuerungseinheit nach vorne ins Cockpit, wo sie vom Rudergänger bedient werden kann. Die Bedienbarkeit des Außenborders hat sich dadurch erheblich verbessert, da Motor und Ruder nun von einer Person bedient werden können. Der Motor wurde getestet, die neue Elektrik funktionierte ebenfalls einwandfrei.
Ein erster Zwischenstand
Damit endete die Serie dieser Arbeiten in 2020, die eine weitere erhebliche Investition in das mittlerweile über 70jährige Schiff erforderten. Dafür aber hat das Schiff nun eine moderne Elektrik bekommen und bietet einen wesentlich besseren Komfort.
Wie ging es weiter? Wird die Iona schwimmen? Und wie gut? Davon berichten wir in Kürze hier auf der Homepage.
(SCR-Mitglieder können den gesamten Bericht schon jetzt und in ausführlicher Fassung im internen Bereich der Homepage lesen.)