Wie kommt ein Schwan sicher ins Mittelmeer? Und welchen Gefahren muß solch ein Wasservogel auf der weiten Reise trotzen? Es lohnt sich dafür Stefan Mühlhause zu fragen, der die preisgekrönte Antwort auf diese Frage hat.

Über 60 neugierige Segler und Interessierte fanden sich am Freitag, den 22.04. im proppenvollen Clubraum des SCR in Walluf ein, um dem Vortrag von SCR Segler Stephan-Maria Mühlhause und seiner Familie und Crew über eine einzigartige Reise zu lauschen. Beim benannten Wasservogel handelte es sich nämlich um eine flotte Lady aus Finnland, eine Swan 46 MK III aus 2007, die auf den Namen „KUINI“ hört. Mit diesem Schiff segelten der Skipper und seine wechselnden Begleiter in mehreren Etappen von der Ostsee ins Mittelmeer.

Vom Schwan zum Zugvogel 

Anschaulich und spannend berichtete er zunächst von den Herausforderungen und Strapazen der Vorbereitungen und der Planung: Das in 2019 gebraucht gekaufte (und damals in einem bemitleidenswerten Zustand befindliche) Schiff wurde in den Jahren 2020 und 2021 einem umfassenden Refit unterzogen, das nur durch kurze Urlaubsreisen in der Ostsee und die Teilnahmen an der Kieler Woche unterbrochen wurde. Am Ende stand ein schöner Schwan, bereit als Zugvogel Richtung Süden seine lange Reise anzutreten.

Die erste längere Etappe wurde dann im Jahr 2022 gesegelt, hier ging es von Eckernförde bis nach Südholland ins Winterlager, um auch dort noch weitere Verbesserungen und Optimierungen am Schiff vorzunehmen. Im Frühjahr 2023 breitete der Schwan schließlich seine weißen Segelflügel aus, um den Wind auf dem Seeweg von Holland über Belgien, Frankreich nach Spanien bis Portugal einzufangen. Mit vielen zum Träumen verführenden Segelbildern unterlegt, illustrierte Stephan die Reise und gab Eindrücke von See, Häfen und Segelgeschehen wieder. 

Die Schöne und das Biest die Biester

Wird die schöne weiße Schwänin den dunklen bösen Häschern aus der Tiefe entkommen? — Nach einem Gläschen Rheingauer Gewächs in der Pause, drehte sich im zweiten Teil des Berichts alles um diese zentrale Frage. Spätestens hier konnte man dann die berühmte „Stecknadel fallen hören“.

Stephan und Frauke Mühlhause segelten ab Nordspanien ohne weitere Crew nur zu zweit über Gibraltar bis ins Mittelmeer und mussten sich spätestens jetzt mit der bangen Frage beschäftigen, ob die gefürchteten Orcas einen Unterwasserangriff auf Boot und Ruder der Swan vornehmen würden. Ein leider immer häufiger vorkommendes Phänomen, das nicht zuletzt aufgrund der zunehmenden öffentlichen Berichterstattung immer mehr ins Bewusstsein drängt und praktisch jeden Segler auf der dortigen Strecke umtreibt.

Gab es vielleicht sogar ein Geheimrezept? Vielleicht schnell und in einem großen Bogen weit außen herum? Die KUINI (Maori für „Königin“) entschied sich für den schweren, aber in diesem Fall königlichen Weg auf der entgegengesetzten Seite. Immer eng am Ufer entlang versuchte man den Orcas aus dem Weg zu gehen, in der Hoffnung, dass diese den engen Landkontakt meiden würden.

Für den Notfall gab es noch einen Geheimtrick an Bord, aber dieser wurde zum Glück nicht gebraucht. Sicher und glücklich erreichten beide das Mittelmeer und wurden mit Traumwetter, schönen Ankerbuchten und Stränden auf den Balearischen Inseln entschädigt.

Die Krönung für die Königin

Nach einer letzten Etappe entlang der spanischen Ostküste und über 3000 Seemeilen erreichte „Königin“ KUINI das Ende der Reise im Hafen Port Napoleon an der Rhonemündung in der Nähe von Marseille. Auch im segelfanatischen SCR kommt so ein Langstreckentörn nicht alle Tage vor. Vom Krimi mit den Orcas ganz zu schweigen

Deshalb wurden Stephan und seine Crew für diese außergewöhnliche Reise mit dem begehrten Langfahrtpreis des SCR ausgezeichnet, der ihnen am Ende des Vortrags übergeben wurde. Bei einem Glas Sekt und leckerem Essen im Clubrestaurant klang der schöne Abend aus. Nach der langen Zeit der Renovierung des Clubhauses, war dieser Vortrag ein erster Höhepunkt und ein gelungener Start in die Segelsaison 2024.

Wer jetzt keine Lust auf Segeln bekommen hat… der kann ja von der neuen Clubhausterasse dem Schwanenpärchen in der Wallufer Bucht zuschauen.