So leicht lassen sich die Rheingauer Segler nicht am Steg halten! Wenn schon die große Fun-Regatta von Walluf nach Rüdesheim dieses Jahr aufgrund des Hochwassers ausfallen musste, so gab sechs Wochen später keinen Grund mehr, nicht doch noch auf den “Rheingauer Langstreckentörn” aufzubrechen
Der traditionelle Besuch bei den Freunden vom Rüdesheimer Yachtclub (RYC) wurde kurzerhand als Flottillen-Törn geplant und am Samstag den 3. August lösten ca. 15 Segler vom Segelclub Rheingau (inkl. einiger Freunde aus Schierstein) Ihre Leinen.
Großes Genusssegeln für die, die genießen können…
Bei des Kaisers bestem Talfahrerwetter und einem sanften Westwind von 2-3 ging es auf dem Rhein vor Walluf los. Einen Startschuss gab es zwar nicht, aber einige wähnten sich trotzdem im Regattamodus und sprinteten an der Kreuz so schnell wie möglich nach Rüdesheim („Mal sehen ob ich nicht doch schneller bin als …“). Nicht ohne vorher ein paar unschuldige Opfer kräftig “nass” gemacht zu haben (aber darüber schweigt der Chronist besser).
Dabei gelten im Rheingauer Revier doch andere Gesetze: “Wer sich nicht so hetzt, hat mehr vom Segeln!“ Schade für die, die schnell talabwärts eilten (etwa Angst davor keinen Liegeplatz oder keinen Riesling mehr zu bekommen…?) Der Rest des Feldes hatte definitiv länger einen entspannten, angenehmen Segelgenuss mit herrlichem Blick auf den Rheingau und die Auen am Rhein.
In Höhe von Oestrich-Winkel warteten dann Boote aus Rüdesheim, um die Flottille auf den letzten Kilometern zu begleiten – eine wunderbare Geste. Und nicht die letzte. Im Rüdesheimer Hafen angekommen (es gab noch jede Menge Liegeplätze und Riesling) hatte die Crew vom RYC unter Leitung von Birgit Fluhrer eine leckere Stärkung für die Gäste vorbereitet. Dazu gab es eine Freibier-Spende, die durstig dankbar angenommen wurde. Später zum Kaffee gab es dann den ersten Quetschekuche der Saison – natürlich mit ordentlich Sahne. Und wer wollte, der quetschte sich auch noch drei bis zwölf Stücke der anderen sieben Kuchensorten rein, die auf dem Clubschiff Dorotea angerichtet waren. Was für eine Verführung — und die besten Vorzeichen für einen langen launigen Abend in der Lounge.
Warum dann doch einige Schiffe zum frühen Heimweg aufbrauchen, entzieht sich unserer Kenntnis. Bestimmt wieder die Eiligen von vorher. Die natürlich im Päckchen innen lagen. Und man munkelt, Pinocchio hätte wie im Vorjahr erneut auf dem Rückweg geschummelt. Angeblich unter familiärer Mithilfe…?! Wer das wohl glauben mag…
Große Party für die, die feiern können
Alle anderen hatten noch viel Spaß im Hafen. Erst gab’s kalten Sekt und heißen Tanz mit Badehose und Major Tom auf dem Jollenfloß. Billie Jean hat auch laut mitgefeiert. (Sorry, großer blauer Alu-Segler, dass das mit Eurer Nachmittagsruhe nix wurde.) Dann gab’s Planschen im Hafen und auf dem Wassertrampolin. Und schließlich auf dem Loungedeck der Dorothea den langen lauen und launigen Abend. Erkenntnisse des langen Tages: Erstens lässt es sich in Rüdesheim bestens aushalten. Zweitens: Diejenigen, die vorher zurück fuhren, hatten zur Strafe keinen Wind mehr.
Am kommenden Morgen gab’s dann erstmal Ausschlafen, dann lecker Frühstück und im Anschluss einen kleinen Schauer, der Gelegenheit gab, die Freundschaften noch etwas zu vertiefen. Anschließend ging es den langen Weg hoch zu den niedrigen Stromkilometern. Zwar auch ohne Wind, dafür mit deutlich mehr Erinnerungen im Gepäck.
Großer Guss an der Großen Gieß
In Höhe Winkel dann ein mobiler Anruf von zwei Wallufer “Flotillenschwänzern” mit E-Bike und Enkel auf dem Weg nach RÜD. “Wir sehen Euch, guck mal wir winken!” Kräftiges freudiges Zurückwinken und (mit Blick auf den dräuenden Himmel über Bingen) dann ein schneller tränenloser Abschied. Die Radfahrer mit Westkurs dürften wohl zwei Minuten früher nass geworden sein.
Für die Segler mit Ostkurs kam die Dusche jenseits der Winkeler Aue. All Hands unter Deck, Luken zu und dem Steuermann an der Pinne freundlich aufmunternd aus dem Trockenen zuwinken. Wie gut, dass Helly’s Hansen wasserfest ist. Ab der Großen Gieß war der große Guss dann aber auch schon wieder vorbei, und die restliche Fahrt unter zerrissenen Wolkenbändern bot spektakuläre Ansichten. Eine weitgehend leere Wasserfläche an der Mariannenaue, die Rheinische Wassertierwelt und ein immer wieder wechselndes Licht-Spiel.
Willkommen und Ciao!
Zurück in Walluf gab es dann noch einen leckeren Abschluss in der Club-Gastronomie mit überraschendem Blick auf zwei Rückkehrer: Zum einen “Onkel Otto”, der gerade freudig mit dem Kiel scharrend am Kransteg aufgeriggt wurde — Willkommen zu Hause, alter Freund!
Und dann kroch da noch ein einzelnes paar weiße Segel am Horizont zu Berg. Da wollte jemand der Sache mit dem Wind doch wirklich auf den “Grund” gehen. — “Ciao”, guter Freund und wir hoffen, du hast es noch bei Tageslicht nach Wiesbaden geschafft!