Zum Saisonabschluss nochmal den einen Segeltag erleben, der alle Wünsche erfüllt, die so im Laufe der Saison liegengeblieben sind. Das wär doch was! Wir haben gut zugehört und Wünsche erfüllt. 

Einmal das Schiff ganz für sich alleine haben…

Ohne widerspenstige Vorschoter, ängstliche Partner, quengelnde Kids oder segel-unbedarfte Gäste an Bord — Die Einhandregatta, die der SCR seit nunmehr fünf Jahren immer zum Saisonende durchführt, erfüllt genau diesen Wunsch und zieht Segler aus dem Revier geradezu magisch an. Trotz des Feiertagswochenendes hatten sich 20 erfahrene Segler angemeldet und ihre Boote vor dem Gang ins Winterlager noch einmal regattafit gemacht. Nach der obligatorischen Begrüßung am Clubhaus, der Steuermannsbesprechung und Stärkung mit Sekt und Brezeln ging es bei herrlichstem Sommerwetter jeweils alleine aufs Wasser. Natürlich mit Begleitbooten gesichert.

Ein mal ohne Strömung segeln können…

Es gibt wohl keinen Rheingauer Segler, der sich das nicht schon einmal gewünscht hätte! Zum Saisonende machte Regattaleiter Uli Rosskopf es wahr und verlegte die Wettfahrt kurzerhand in den Schiersteiner Hafen – fernab von Strömung, Treibgut und Verkehr. Leider auch fern von allzu viel Wind, aber man kann eben nicht alles haben.

Im Flottenverband ging es zunächst unter Motor oder im Schlepp zu Berg. Schnell nochmal hier am Segel und dort am Mast an der Leine zupfen, während der Pinnenpilot den Kurs Richtung Hafenbrücke hält. Ein häufig gesehenen Motiv vor Regattabeginn. Genauso wie der Plausch von Bordwand zu Bordwand. Vom Konkurrenzdenken, das so manche andere Regatta prägt, war nicht viel zu sehen. Einfach nur Segeln. Und wie schön, dann im Hafenbecken mal auf der Stelle zu treiben und die Sonne zu genießen. Da passte es, dass der Start noch einmal um 30 Minuten verschoben wurde. Zeit für ein paar unbeschwerte Runden und einen weiteren Wunsch:

Einmal nur Segelboote auf dem Wasser…

Das Schiersteiner Hafenbecken gleicht an Sommerwochenenden ja oft einem Wimmelbild. Dem heimlichen Wunsch der Reviersegler, nach Ruhe erfüllte das erste Oktoberwochenende aufs vortrefflichste. Die Ruderer und Drachenbootfahrer glänzten durch Abwesenheit, den Stand-up Paddlern und Schwimmern war wohl schon es zu kalt, die Mietbootfahrer hatten offensichtlich andere Prioritäten und die vereinzelten motorisierten Steglieger schoben sich langsam und rücksichtsvoll am Rande des Beckens vorbei zur Hafenausfahrt. Nichts als das Zwitschern der Vögel und das Knistern der Segel war zu hören. Wie schön! Auch der Wind störte nicht wirklich.

Einmal ohne Flaggengedöns…

Eine einfache, fast schon geflüsterte Ansage (kleinste Stufe Megafon) der Wettfahrtleitung reichte, um das verstreut wartende Feld rechtzeitig zur Startlinie zu beordern. Die Schiffe waren in zwei Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe startete um 13:30 Uhr und absolvierte drei große Runden mit in Summe rund 6 km Strecke. Der Wind hatte rechtzeitig zum Start aufgebrist, blieb danach aber wechselnd in Stärke und Richtung. Dementsprechend galt es nicht nur die Windfahne im Mast, sondern auch die verschiedenen Kräuselungen der Wasseroberfläche und die Abdeckungen am Ufer zu beachten und ständige Segel- und Trimm-Manöver einzukalkulieren. Auch Leichtwind kann herausfordernd sein.

Die zweite Gruppe startete um 30 Minuten versetzt und hatte mit ähnlichen Bedingungen und noch weiter abnehmendem Wind zu kämpfen. Trotzdem kamen alle ins Zield, darunter auch „Lotta,“ das neue behindertengerechte Boot des SCR, das in den Händen eines temporär Beinverletzten seinen ersten spontanen Regattaeinsatz hatte.

Einmal ohne Yardstick-Rechnerei…

Natürlich bekam auch das Regattabüro einen Wunsch erfüllt und konnte die Formelsammlung mit Wind- und Strömungsfaktoren diesmal zu Hause lassen. Entsprechend schnell kam es zur (wie immer kurzweiligen) Siegerehrung auf der Clubhausterasse.

Mit den leichten Winden und den häufigen wechselnden Windrichtungen war Falko Braun mit der  „Wildsau“ am besten zurecht gekommen und gewann die Wettfahrt der erste Gruppe. Die zweite Gruppe hatte mit ähnlichen Bedingungen und noch weiter abnehmendem Wind zu kämpfen. Hier war es Markus Courtial, der mit seinem Boot „Weißherbst“ am Ende die Nase vorne hatte. 

Ein toller Saisonabschluss, den wir gerne wiederholen. Gerne im kommenden Jahr auch mit 1/4 Beaufort mehr Wind…