Wer beim Blick aus dem Fenster jetzt schon sehnsüchtig auf die neue Segelsaison wartet und die Zeit über den Jahreswechsel zum Pläneschmieden nutzt, der sollte nicht nur die Rheinwoche über Pfingsten im Auge haben, sondern auch einmal einen Blick in den neuen Törnplan der „Anita“ für 2025 werfen. Unser Klassiker bietet von Mai bis Oktober mit wechselnden Skippern und Crews ein abwechslungsreiches Programm, bei dem die Klassiker im Regattakalender (z.B. Max-Oertz-Regatta, Nordweewoche, Kieler Woche…) erneut einen festen Platz haben. Daneben dürfen natürlich auch diverse Skandinavienfahrten und Überführungtörns nicht fehlen. Näheres gibt es wie immer auf der Webseite der “Freunde der SY Anita“.
Im Folgenden einige Regatta-Highlights aus dem zu Ende gehenden Jahr 2024, sowie ein interessanter Törnbericht einer Jugendcrew bei den German Classics in der Kieler Förde.
Klassiker-Regatten und Siege
Gleich zu Saisonbeginn nahm Anita an der Max-Oertz-Regatta teil, einer seit vielen Jahren stattfindenden Klassiker-Regatta, die zu Ehren einem der bedeutendsten Yachtkonstrukteure des frühen 20. Jahrhundert benannt ist (näheres hier). Und obwohl Anita nicht von Max Oertz konstruiert wurde, erreichte sie unter Skipper Fabián Kuhl einen beachtenswerten 1. Platz in ihrer Klasse.
Anschließend ging es durch den Nord-Ostsee-Kanal weiter zur Nordseewoche, wobei Anita bei der Zubringerregatta von Cuxhaven nach Helgoland unter Skipper Bernard Frieling Klassenzweiter wurde, ebenso wie bei der Fahrt “Rund Helgoland”. Dazu gab es einen 3. Platz im Gesamtklassement der “Helgoländer Acht” und auf dem Rückweg nach Cuxhaven einen ersten Platz — letzteren musste unsere Lady allerdings gegen sich selbst aussegeln, da sie hier als einziger Klassiker angetreten war. Wer die verschiedenen Regatten im Rahmen der Nordseewoche noch einmal nachverfolgen will, der findet die Ergebnisse hier.
Schließlich ging es gleich weiter zurück in die Ostsee zur „Fyn Rundt“ Anfang Juni. Hier konnte das Clubschiff des Segelclub Rheingau bei der Classic Regatta den ersten Platz erreichen. Die junge Crew unter Dr. Joachim Arndt absolvierte den 143 sm langen Parcours in 25 h und konnte nach Sturmböen auf der Nordseite von Fyn und Flaute im kleinen Belt schließlich Anita die Line Honours ihrer Klasse entgegennehmen.
German Classics 2024 :
(Geschrieben von Julian Reinke)
„Spinnaker hoist in three, two, one, HOIST!“ ertönt es auf dem Vordeck, während des Trainings für die German Classics Regatta 2024, bevor sich beeindruckende 220 qm Vorsegel entfalten. Diese Regatta wird ausgetragen auf der Kieler Förde und eine Crew von zwölf jungen Seglern hat sich entschlossen, daran mit der 12mR Yacht Anita teilzunehmen. Einige der Crewmitglieder um Skipper Leon Siegert kennen sich bereits sehr lange, viele sind bei Max Oertz Regatten auf der Anita mitgesegelt oder haben Erfahrungen auf anderen 12ern.
Aber die Crewzusammenstellung ist neu und so geht es am Trainingstag darum, sich nach den Online-Vorbereitungstreffen nun auch vor Ort in den Manövern aufeinander und auf das Schiff abzustimmen. Bordsprache: Englisch, denn die Schnittmenge von Schwedisch- und Deutschkenntissen, den beiden vertretenen Muttersprachen, ist nicht groß genug.
Ein Schiff wie die Anita im Regattamodus zu bewegen, dass ist auf vielen Ebenen eindrucksvoll: Die wirkenden Kräfte und Größen, die Abgestimmtheit der vielen beteiligten Hände und das Zusammenspiel von Technik und Ästhetik in einer wirklich schönen Klasse von Holzschiffen suchen ihres gleichen. Die Intensität des Segelns führt mit steiler Lernkurve ruckzuck zur Vertrautheit der Crew untereinander und zum Schiff, so dass beim Anlegegetränk des Trainingstages alle frohen Mutes auf die kommenden Wettfahrten blicken konnten. Dabei waren neben Anita mit Heti, Sphinx und Trivia insgesamt vier „12er“ vertreten, so dass sie zusammen eine eigene Startgruppe bildeten.
Freitag ging es dann bei strammem, böigem Wind aus Südwest unter gelegentlichem Regen in zwei Wettfahrten über die Förde. Nach dem verhaltenen ersten Start zeigten Crew und Schiff was in ihnen steckt und wurden dabei in der schnellen Manöverabfolge auf der Kurzstrecke gut gefordert. Mensch und Material gaben ihr Bestes und der Kampf gegen die Ermüdung von beiden, wenn auch erfolgreich, hat dann doch das eine oder andere bisschen Zeit gekostet und kreative Lösungen benötigt.
Im Kontrast stand der Samstag, Langstrecke: Schwacher Wind, Wettermodelle uneinig, lokale Windeffekte dominant und somit taktisch sehr spannend. Manövertaktung weniger eng, körperlich also eher erholsam für die Crew und mental fordernd: Ein bisschen trimmen hier, ein bisschen trimmen dort, bloß nicht zu viel, aber niemals zu träge auf den wechselhaften Wind reagieren.
Trotz hervorragender Arbeit von Steuermann und Taktiker, die Anita nach einem guten Start gegenüber der Konkurrenz beeindruckend weit absetzen konnten, musste im direkten Vergleich beim Überholtwerden auf dem Kurs feststgestellt werden: Anita ist auch leer geräumt nicht schnell genug, als dass der Unterschied in der Berechnung ausreichen würde, um sportlich an der Konkurrenz dranzubleiben.“