Platz eins, zwei und eins in den ersten drei Rennen. Wer hätte das gedacht…? — Nach langem Vorlauf startete der Segelclub Rheingau am ersten Mai-Wochenende vor der Kulisse des Segel-Olympiazentrums in Kiel in die 2. Segel-Bundesliga. Und als hätte der Wettergott die Rheingauer Segler persönlich Willkommen geheißen, gab es gleich zu Beginn heimatliches Feeling: “Perfekte Bedingungen mit flachem Wasser und leichtem Wind”, so Teamchef Falko Braun, sowie es zuletzt häufig am Rhein und im Schiersteiner Hafen herrschte, wo das Team des SCR seit letztem Jahr intensiv für die Herausforderung trainiert.

Der erste Spieltag

Das war jedoch nur der Start des ersten von fünf “Spieltagen“ der Bundesliga-Saison 2025, von denen jeder über drei Tage geht und jeweils bis zu 48 Rennen beinhaltet. Jedes Team segelt 16 dieser Wettfahrten in zufällig zusammengestellten Gruppen á sechs Vereinen (siehe Pairing-Liste). Auch die baugleichen Boote werden dabei für jedes Rennen neu zugelost, so dass kein Team Vorteile durch besseres Material erzielen kann. Am Ende der Saison wird abgerechnet und wie in anderen Sportarten steigen Vereine zwischen der 1. und 2. Liga auf und ab oder scheiden aus und müssen sich erneut qualifizieren.

Dies zu vermeiden, also mindestens Platz 14 der 18 Vereine in der zweiten Liga zu erreichen, ist das Minimalziel für diese erste Saison in der seit 2013 Jahren bestehenden Segelbundesliga. “Irgendwo in der Mitte etablieren und dann unser Potenzial für einen Aufstieg in die erste Liga prüfen” beschreibt Falko Braun die Erwartungen. Für den ältesten Segelverein am Rhein keine einfache Aufgabe. Weder das Revier, noch die finanziellen Möglichkeiten sind vergleichbar mit den großen Vereinen aus Bayern, Berlin und Norddeutschland, deren Teams gespickt sind mit Olympioniken und Weltmeistern. 

Somit erwartete das SCR-Team gleich zu Beginn ein intensives Wochenende in noch unbekanntem Terrain. Wie bei der Einschulung quasi eine Überraschungstüte mit viel spannendem Inhalt… In der dann zu Beginn gleich vertraute Bedingungen entdeckt wurden, was dazu führte, dass der Neuling unerwarteterweise nach drei Rennen das Feld anführte. Der unerwartete Höhenflug endete jedoch abrupt im 4. Rennen. Wiederum in aussichtsreicher Position liegend, führte eine Unaufmerksamkeit zu einer Kollision. Es zeigt sich: Die vielen jeweils 20-minütigen Rennen („Flights“) mit oft nur kurzen Pausen dazwischen sind für Segler ein Sprint, mit vielen Manövern in dichter Abfolge und ständiger Anspannung (bei der oft schon die Vorstartphase für die abschließende Platzierung entscheidend ist). Die Bestrafung für die Berührung im vierten Flight war ein letzter Platz und in den folgenden Rennen war anzumerken, dass die Realität das Team nun eingeholt und zunächst im Griff hatte. Platz 3 und 5 in den letzten Rennen am Freitag zeigten dies deutlich.

Positive Stimmung 

Dennoch ist das Team optimistisch. Mit Dmytro Sushchevskyi (Steuermann), Martin Schollmayer, Jens Schiebel und Falko Braun auf dem Boot sowie Johannes Luh als Ersatz und Coach schlug man sich in Kiel wacker. Zumal im weiteren Verlauf des Wochenendes Wind und Welle deutlich zunahmen, was für das SCR-Team deutlich unbekannteres Terrain war. So begann Samstag mit zwei letzten Plätzen, jedoch gefolgt von einem erneuten 2. Platz. Dabei wurde es nun auch körperlich immer fordernder. Der Sonntag stellte mit 5-6 Beaufort und hoher Welle das Team vor noch größere Herausforderungen, da unter diesen Bedingungen bisher nicht trainiert werden konnte. Trotzdem gelang eine spektakuläre Aufholjagd auf einen erneuten zweiten Platz. Leider gab es eine weitere Berührung und ein Frühstart führte ebenfalls zu einem 6. Platz. Ein Auf und Ab, dem das Team seine starke Mentalität entgegensetzen musste.

Letztlich beendete der Segelclub Rheingau den ersten Spieltag auf Rang 13 — Etappenziel erreicht! An der Spitze der 2. Bundesliga behauptete sich der Bocholter Yachtclub knapp vor dem Württembergischen Yachtclub, während in der 1. Liga der Berliner Yachtclub den renommierten Norddeutschen Regattaverein mit deutlichem Vorsprung auf Rang 2 verwies. Hier geht es zur Ergebnisübersicht und Tabelle und wer es ganz genau nachverfolgen will kann sich hier im Tracker alle Rennen noch einmal virtuell ansehen (am besten hier das siegreiche Auftaktrennen des SCR-Teams).

Für das Team aus Walluf war es auf jeden Fall ein toller Start. Ungeachtet einiger Rückschläge wurde deutlich, dass man auch vorne mitsegeln kann und wenn Abläufe optimiert und Fehler vermieden werden, sicher auch wieder einmal ein Paukenschlag möglich ist. Zum Trainieren bleibt jedoch nicht viel Zeit: Der nächste Spieltag findet bereits 23. bis 24. Mai 2025 statt, erneut in Kiel (alle Termine der Saison 2025). Was für die Wettkampf-Vorbereitung unter praxisnahen Bedingungen jetzt natürlich cool wäre: Ganz viel Starkwind und meterhohe Wellen auf dem Rhein…

Danke!

Der Segelclub Rheingau und das Bundesliga Team bedanken sich bei allen Unterstützern, insbesondere bei:

  • IQ-UV und Gill, die das Bundesliga Team mit UV-schützender und professioneller Segel- und Teambekleidung unterstützen,
  • Rheingau-Touristik, die genau wie wir unsere heimatliche Wein-und Urlaubsregion Rheingau lieben,
  • Loopwood, die in unserer Nachbarschaft ausgediente Gerüstdielen in stilvolle Möbel und Böden verwandeln,
  • Rheingau-Echo, unserem Medienpartner, der die besten Seiten unserer Region zeigt,

sowie der Eignergemeinschaft des J/70 Trainingsboots “Wildsau”, Alexander Cross für die Bereitstellung des Duellpartners “Hot-Chick”, sowie allen weiteren Spendern und Unterstützern des SCR Bundesliga-Teams. Und bei unseren Seglern rund um Teamchef Falko Braun.

(Fotos © DSBL / Sailing Energy)