Drei SCR-Teams bei den wichtigsten Herbstregatten in Deutschland. Noch nie haben ein SCR-Team nach dem Bundesligaaufstieg gegriffen und zeitgleich zwei SCR-Mannschaften an der Meisterschaft der Meister teilgenommen. Vom Ersten dieser Events berichten wir hier (der zweite folgt in Kürze):

Qualifikation zur Segel-Bundesliga

Am Wochenende vom 27./28.10 war es endlich soweit. Nach einer langem Sommersaison mit hartem Training auf dem Rhein kam es im Rahmen des DSL-Pokals auf dem Möhnesee zu den Qualifikationsrennen zum Aufstieg in die 2. Segel-Bundesliga für die kommende Saison. Dabei hatte das SCR Team mit einer 4er Crew um Steuermann Dmytro Sushchevskyi, Martin Schollmayer, Jens Schiebel sowie Teamchef Falko Braun “irre viel Spaß”, aber auch mit diversen Widrigkeiten zu kämpfen. 

Leichte Winde und kurze Bahnen

Wie in der Segel-Bundesliga üblich, wurden die Boote vom Einheitstyp J/70 für alle Crews gestellt und mittels Losverfahren für jeden Lauf neu vergeben. Somit herrschte Chancengleichheit und die heimischen Trainingsboote konnten zu Hause bleiben, die Teams also mit leichtem Gepäck anreisen. Leicht angereist war auch der Wind, am Samstag waren es nur zwischen 3-6 Knoten und am Sonntag anfangs 7 und am Ende 5 Knoten. Keine einfachen Bedingungen, zudem fanden die Wettfahrten aufgrund des schwachen Windes auf einer sehr kurzen Bahn statt, wodurch die gewohnten taktischen Erfahrungen der Rheinsegler nur eingeschränkt anwendbar waren. Entscheidend war vielmehr die Qualität häufiger, dicht aufeinanderfolgender Manöver auf engstem Raum, vor allem aber der Start, der in der Segel-Bundesliga anders abläuft und bei dem es unserem Team (das zum erstem Mal teilnahm) noch an Erfahrung fehlte. 

Komplizierter Modus

Die zweite Herausforderung war der komplizierte Qualifikationsmodus: Unter den 28 Booten auf dem Wasser befanden sich sowohl die jeweils erstplatzierten Teams der diesjährigen 1. und 2. Segel-Bundesliga, die parallel um den DSL Cup kämpften, als auch die vier Absteiger aus der 2. Liga, die um den direkten Wiederaufstieg segelten. Aufgrund einer kurzfristigen Regeländerung nahmen dieses Jahr erstmals auch Junioren-Mannschaften an denselben Läufen teil, was die Ergebnisliste etwas unübersichtlich machte, da alle Aspiranten in einer Tabelle geführt wurden. Hinzu kommt, dass in jedem der 9 Durchgänge (Flights) jeweils 3 Kurzwettfahrten (á ca. 10 Minuten) mit immer nur 8-9 Booten gesegelt wurde, so dass das SCR-Team teils auch gegen Erstligisten mit Pokalsieg-Ambitionen segelte, die Punkte aber im direkten Vergleich mit den Aufstiegskonkurrenten zählten. Zudem entfielen aus Zeitgründen auch noch drei geplante Flights.

Kurzum: Mehr Boote und weniger Rennen auf kürzerer Strecke und engerem Platz ließen weniger Raum für Fehler, weniger Zeit für Verbesserungen und nur ein nahezu perfektes Rennen sicherte die notwendigen Punktzahlen. Dazu kam, dass insbesondere die Jugendmannschaften deutlich aggressiver zu Werke gingen, um jede Regelfeinheit mit provokanten Manövern hart an der Grenze auszunutzen. 

Steile Lernkurve und gemischte Gefühle

Trotz dieser Herausforderungen und der für einen Neuling zu erwartenden Akklimatisierungs-Schwierigkeiten in den ersten Durchgängen kämpfte sich das Team in den Wettbewerb und zeigte spätestens in der letzten Wettfahrt mit einem deutlichen ersten Platz seine Stärke. Auf den letzten Drücker wurde damit auch direkter Aufstiegskonkurrent haarscharf um einen Platz verdrängt, was am Ende noch wichtig werden könnte.

Normalerweise steigen die im Gesamtklassement besten vier Mannschaften auf, sofern sie nicht schon sowieso in den Bundesligen vertreten sind). Der SCR landete mit dem Abschlussieg als drittbester Qualifikant im Prinzip in den möglichen Aufstiegsrängen, jedoch hängt der direkte Ausstieg davon ab, ob die Junioren eine separate Wertung erhalten und dann nicht an der Bundesliga teilnehmen – der Modus war nicht unumstritten und die finale Entscheidung fällt erst im Dezember. Auch ein durchaus nicht unübliches Ausscheiden anderer Teams würde den Weg freimachen.

Das Team ist aktuell optimistisch, einem Startplatz für den SCR zu erreichen hat diesen aber leider noch nicht sicher in der Tasche. Es hängt also a) von der Entscheidung anderer Vereine ab, ob sie 2025 Juniorenliga oder Senioren-Bundesliga segeln möchten und b) ob Vereine aus der 2. Liga aussteigen. 

Viele Kleinigkeiten und viel Zuversicht

Sicher in der Tasche sind aber auf jeden Fall viele Erfahrungen, die nun im Detail analysiert werden müssen, um das Training anhand der neuen Eindrücke anzupassen. Zum einen ist ein noch intensiveres Manövertraining notwendig, um die Abläufe auch in schwierigen Situationen fehlerfrei zu halten, zum anderen das bessere Starten unter Bedingungen, wie sie im Liga-Rennen herrschen. Ersteres ist auf dem Rhein möglich, für letzteres braucht es noch etwas Kreativität.

Teamchef Falko Braun fasst es so zusammen: “Wir haben gelernt, was wir noch intensiver trainieren müssen. Es sind keine grundsätzlichen Defizite, eher die Summe vieler Kleinigkeiten, an denen wir noch arbeiten müssen. Der Sieg im perfekten letzten Rennen hat uns aber die Zuversicht gegeben, dass wir es können!“

Herzlichen Glückwunsch!

Der SCR bedankt sich bei allen Teams, die die Leidenschaft des Rheinsegels in die Republik getragen haben. Wir sind stolz auf Euch und freuen uns über Euren Einsatz und jeden Platz im Klassement. Was für ein wunderbares Wochenende!

Übrigens: Wer die Qualifikation ganz genau nachvollziehen will, kann in der hier verlinkten Pairing-Liste sehen, in welchen Rennen der SCR gegen welches andere Team antreten musste und sich dann hier die Tracks der verschiedenen Läufe und weitere Details dazu im Replay ansehen. Hier auch der Link zur Ergebnisliste. — Und wem das alles zu kompliziert ist, dem empfehlen wir einen spätherbstlichen Genußtörn in die Eltviller Aue. Kann man auch mit einer J/70 machen…

(Und wer bei schönem Wetter im Herbst noch dabei sein will, kann sich gerne bei Falko melden)