Segeln mit vieeeeel Speeeeed und noch mehr Fun! Bei gleich zwei temperamentvollen Veranstaltungen waren die SCR-Segler Jörg und Jesper Fleischer in diesem Jahr in ihrem Element, dem VXone Eurocup am Walchensee und den Waszp Games in Norwegen.
Teil I – Fun und Speed im Süden:
Die erste Reise führte für gut zwei Wochen an den malerischen Walchensee, der bekannt ist für sein kaltes türkisfarbenes Wasser, die majestätischen Berge des Karwendelgebirges über dem See, viel Natur und thermischen Wind ähnlich wie am Gardasee. Mit zwei Autos und zwei Anhängern (beladen u.a. mit einer VXone und zwei Waszps), starteten Jesper und Jörg mit Familie auf der Suche nach perfekte Bedingungen für ein intensives Training mit den Waszp. Bei idealem Wind zum Foilen wurde der See zum Trainingsplatz. Zwischenzeitlich kamen vier bayrische Waszp-Segler hinzu.
Nach eineinhalb Wochen Waszp-Training – unterbrochen von Ausflügen mit der Familie – begann die Europameisterschaft in der VXone-Klasse.
Dazu kam Ralf Höhler nachgereist, um zu dritt gegen weitere 13 Konkurrenten (davon 4 aus England) anzugreifen. Parallel fand die German Open der Moth-Klasse statt, an der mit Markus Steg ein weiterer SCR-Segler teilnahm. Für die VXone-Klasse war es die bisher größte Regatta in Deutschland — die Klasse wächst aktuell ziemlich schnell.
Insgesamt war es eine gelungene Veranstaltung, die von den vielen Helfern des Vereins perfekt vorbereitet und durchgeführt wurde. Ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit Livemusik, Grillfest und einer Gondelsonderfahrt am Abend auf den benachbarten Herzogstand mit traumhaften Ausblicken auf den Walchensee und anschließendem Abendessen bei Sonnenuntergang auf dem Berggasthof bleiben unvergesslich.
Die Segelbedingungen waren mit Mittelwind zu Beginn und wenig Wind am letzten Tag dennoch anspruchsvoll und die gute Konkurrenz bescherte spannende Rennen. Anfangs lagen Jesper, Ralf und Jörg noch auf Platz eins. Insbesondere auf der Kreuz dominierten sie die Wettfahrten. Da sie als einziges Topteam zu dritt segelten, hatten sie es jedoch bei den später nachlassenden Winden insbesondere auf den Downwindkursen gegen die leichteren Mannschaften schwer. Vor dem letzten Tag lagen die ersten drei Boote von den Punkten ganz dicht zusammen und das SCR-Team auf Platz 2. Leider verloren sie diesen bei sehr schwachem Wind noch und mussten sich schließlich mit dem 3. Platz zufriedengeben. Die ersten beiden Teams kamen aus England.
Markus Steg erreichte bei den „Motten“ einen respektablen Platz 10 von 31 Teilnehmern aus verschiedenen Ländern.
Teil II – Fun und Speed im Norden:
Kaum zurück vom Walchensee wurde in der Nacht von Sonntag auf Montag umgepackt, und nach drei Arbeitstagen für Jörg begann am Mittwochnachmittag bereits die Reise mit Wohnmobil und Anhänger nach Sandefjord, Norwegen zu den Waszp Games 2024 (Weltmeisterschaft). Während Jesper das Gespann Richtung Dänemark bewegte, erledigte Jörg noch Videokonferenzen aus dem Wohnmobil
In Hirtshals ging es dann auf die Autofähre nach Larvik wo das Team um 2.15 Uhr morgens und rund 25 Kilometer vom Ziel in Sandefjord entfernt ankam, wo sie mit dem Gespann ihr Lager aufschlugen. Von dem hier befindlichen Basisquartier des Segelvereins wurden alle WASZP mit kleinen Motorbooten auf die Insel des Segelvereins im Fjord gebracht. Und auch die Teilnehmer wurden täglich hin und her „geshuttelt“. Der Verein hat auf der malerischen Insel mehrere Gebäude, Wiesenflächen und Steganlagen. Für die WASZP Games wurden für die 180 Boote Bäume geschnitten und sogar gefällt sowie mehrere provisorische Sliprampen aus Holz installiert.
Die ersten Tage vor der Regatta ließen Vater und Sohn locker angehen. Kurze Trainingseinheiten auf dem Wasser, eine Radtour zur Erkundung der Fjordlandschaft, Vermessung, Optimierung am Boot und die Seele baumeln lassen waren bei blauem Himmel und Temperaturen von über 20 Grad eine perfekte Vorbereitung auf das einmalige Event.
Die Waszp Games in Norwegen waren die größte Einheitsklassenregatta für foilende Boote, die jemals ausgetragen wurde. Die Teilnehmer kamen aus über 20 Nationen (neben vielen europäischen Ländern auch USA, Kanada, Bahamas, Neuseeland und Australien) und waren meist zwischen 20 und 30 Jahre alt (nur rund 10 Teilnehmer waren jenseits der 50). Damit entstand eine Atmosphäre, die von Anfang an besonders war – ein spannendes Programm, großartige Verpflegung, ein großes Werkstattteam und unzählige Helferinnen sorgten für eine perfekte Organisation. Die Stimmung war entspannt, und trotz der Anwesenheit von teilweise semiprofessionellen Seglern (einige sind bei America’s Cup, SailGP und Imoca-Teams beschäftigt), herrschte eine extrem offene und freundschaftliche Atmosphäre.
Auch das Format der Regatta ist besonders. So wird eine Green-Fleet angeboten, in dem unabhängig vom übrigen Regattageschehen ein professioneller Trainer die rund 10 Teilnehmer coacht. Ein Wechsel zwischen Green-Fleet und den offiziellen Wettfahrten ist jederzeit in beide Richtungen möglich.
Jesper und Jörg kamen an den ersten beiden Tagen mit den Bedingungen bei leichtem bis Mittelwind gut zurecht. Es wurden klassische Wettfahrten mit einer Länge von rund 30 bis 45 Minuten gesegelt, bei denen das Feld in zwei Fleets aufgeteilt wurde. Jesper schaffte es anschließend in das Gold Fleet, während Jörg nur knapp daran vorbeirutschte.
Am dritten Tag fanden vormittags die Slalom Races statt, bei denen 20 Boote gleichzeitig in einem Halbwindstart – ähnlich wie beim SailGP – starten und anschließend einen kurzen Vorwind-Slalomkurs absolvierten. Die besten 10 Boote zogen in die nächste Gewinnerrunde ein, während die letzten 10 in einer Verliererrunde landeten. Jeder der Teilnehmenden segelte so insgesamt 4 Slalomrennen.
Im Anschluss an die Slalomrennen fand mit dem Long-Distance-Race ein besonderes Highlight statt. Nach einem Torstart mit Motorboot, ähnlich wie beim Windsurfen, flogen alle 180 Waszps gleichzeitig gegen den Südwind den Fjord in Richtung Nordsee entlang. Inzwischen hatte der Wind auf bis zu 7 Bft. aufgedreht und es rollten besonders im offenen Teil des Fjordes hohe Wellen von der Nordsee herein. Der Rückweg raumschots kreuzend den Fjord zurück wurde für viele eine extreme Herausforderung. Mit 20 bis 25 Knoten Bootsgeschwindigkeit von hinten in bis zu 2 Meter hohe Wellen zu schießen, die sich gefühlt nicht bewegen, führt zu Überschlägen mit dem gesamten Boot. Jesper gewann den Kampf gegen sich und die Naturgewalten, Jörgs Überlebenskampf endete nach gefühlt 50 Kenterungen mit einer Aufgabe.
Zum Trost gab es nach dem Segeln Schrimps mit frischem Dill, Brot, verschiedenen Saucen und Zitrone für die Teilnehmer und Trainer. Jörg behauptet, er hätte alle Tiere bereits im Wasser kennengelernt…
Abends stellte sich dann bei Jörg ein Schaden am Mainfoil heraus, der aus einer Karambolage vor dem Start mit einer Teilnehmerin aus Dänemark resultierte. Beim Warten vor dem Start waren die beiden zusammengetrieben, so dass sich die Boote und Foils verhakten. Der Schaden sorgte auch dafür, dass er am nächsten Tag nicht mitsegeln konnte. Jesper dagegen kämpfte in den finalen Rennen im Gold Fleet mit dem zunehmenden Wind und der starken Konkurrenz. Der letzte Tag bescherte durch Westwind, der mit Böen von rund 30 Knoten Quer über den Fjord weht, nochmals extreme Bedingungen.
Obwohl Jesper und Jörg bereits an zahlreichen bedeutenden nationalen und internationalen Meisterschaften teilgenommen haben, rangiert das Event in Norwegen bei beiden ganz oben auf ihrer persönlichen Highlight-Liste. Das Segeln in der atemberaubenden Fjordlandschaft, das besondere Format und die professionelle Organisation machen die Waszp Games 2024 zu einem unvergesslichen Höhepunkt. Nächstes Jahr finden die Games in Weymouth statt, wo 250 Boote zugelassen werden sollen. Die Nachfrage ist so groß, dass dieses Jahr alle 180 Plätze innerhalb weniger Stunden ausgebucht waren und eine lange Warteliste entstand.
Aber vielleicht ist Weymouth ja auch ein lohnendes Ziel für die Fahrtensegler des SCR . Und wer jetzt Lust bekommen hat — über den Winter ist bestimmt genug Zeit, um noch Foils an die Dickschiffe zu montieren…