Über viele Jahrzehnte hinweg prägte die große Trauerweide am Eingang des Clubgeländes die Optik des Segelclub Rheingau und des Wallufer Rheinufers. Nun musste sie leider weichen und allen Mitgliedern und Nachbarn blutet das Herz…

Wie alt sie am Ende nun wirklich war, weiß wohl keiner mehr so genau, aber sie hat in den vergangenen Dekaden wahrlich viel erlebt. Auf unzähligen Bildern agierte der Baum als stummer Statist im Hintergrund und für so manches schöne Stündchen spendete sie Schatten. Und nicht wenige Boote wurden beim Transport zum und vom Rhein sanft von ihren Zweigen am Deck gekitzelt, als erster und letzter Saisongruß am Eingangstor…

Wenn man davon ausgeht, dass Trauerweiden kein Jahrhundert alt werden, dann war der Baum sicher kein „Gründungsmitglied“ des Clubs, aber zuletzt doch im hohen Greisenalter. Dazu noch arg zur Seite gebeugt und und aufgrund des arttypisch weichen Holzes notorisch bruchanfällig – so war es nur eine Frage der Zeit, bis die besten Bemühungen nichts mehr halfen. Schon nach einem Blitzeinschlag im Frühjahr 2023 konnte der Baum nur mit Glück und großzügigem Beschnitt noch gehalten werden.

Ein Baumgutachten kam nun zu Jahresbeginn zu dem Ergebnis, dass der Baum inzwischen zu stark geschädigt ist, und da er auf die öffentliche Straße ragt, die Verkehrssicherheit zurzeit nicht mehr gegeben ist. Die Wandstärke aus gesundem Holz beträgt an einigen Stellen nur noch wenige Zentimeter – bei einem Umfang von über drei Metern ist das gefährlich wenig. Daraufhin wurde der gefährdete Bereich von der Gemeinde Walluf zunächst abgesperrt und gesichert.

Parallel gingen die Überlegungen los: Was nun?

Eigentlich hätte der SCR gerne noch die Rheinwoche und das 125-jährige Jubiläum im Schatten der Trauerweide gefeiert. Würde man den altersschwachen Baum unbedingt halten wollen, hätte man ihn auf einen Bruchteil seiner Größe kürzen müssen, zudem müsste er regelmäßig nachbehandelt und geschnitten werden. Dazu müsste auch weiterhin jährlich ein Gutachten erstellt werden. Vor dem Hintergrund des Schrägstands des Baums und weil es nicht klar ist, wie das Gesamtbild wirken würde und ob der Baum diese Maßnahmen überhaupt überlebt hat sich der SCR schweren Herzens entschieden, sich von der Trauerweide zu verabschieden.

Gemeinsam mit der Unteren Naturschutzbehörde, der Gemeinde Walluf und den entsprechenden Fachbetrieben wurde die Fällung professionell vorbereitet und durchgeführt. Mit schweren Gerät wurde der Baum schrittweise und sicher abgetragen. Dabei zeigte sich, dass alle Befürchtungen berechtigt waren: Der Kern des Baums bestand an vielen Stellen nur noch aus weichem, faulen Material (siehe Foto) und das Restholz wäre über kurz oder lang kollabiert. Nicht auszudenken, wenn das im falschen Moment geschehen wäre…

Nun wird über die Gestaltung der Fläche und die Neuanpflanzung mit Experten beraten. Selbstverständlich soll es wieder grün werden, schließlich ist der mit der „Blauen Flagge“ ausgezeichnete Verein der Natur verpflichtet. Nicht zuletzt muss aber auch gerechnet werden: Die Kosten für Gutachten, Sicherung, Fällung und Neuanpflanzung stellen eine nicht geplante und deutliche Belastung für die Vereinskasse dar. Der SCR freut sich daher über Spenden von Baumpaten, diesen Verein bei der naturnahen Neugestaltung des repräsentativen Eingangsbereichs unterstützen wollen. (Bitte wenden an info@segelclub-rheingau.de.)

Aber sehen wir es mal positiv: Wenn eine Trauerweide eine Lebensdauer von 80 Jahren hat, dann wird zum 250. Vereinsjubiläum in weiteren 125 Jahren, dereinst dort die übernächste Baumgeneration in voller Pracht stehen. Oder es der es wird doch eine Eiche, die könnte vielleicht sogar noch bis zum Jahr 2…

Auf jeden Fall freuen wir uns jetzt erst einmal auf die neue Segelsaison, die hat nämlich einiges zu bieten!