Der Segelclub Rheingau grüßt U17 bei der Durchfahrt vor Walluf mit einer spektakulären Aktion. Zwei Boote, drei Telefongespräche, sowie des Seglers Freund und Helfer spielen dabei eine wichtige Rolle. Aber der Reihe nach…
Der jetzt schon legendäre Transport des ehemaligen Marine-Unterseeboots U17 von der Marinebasis Eckernförde über die Niederlande flussaufwärts nach Speyer hatte bereits in den vergangen Tagen viele Schaulustige ans Ufer des Rhein gelockt. Bei herrlichem Sonnenschein und inzwischen angenehmeren Temperaturen war das am 15. Mai nachmittags auch vor Walluf nicht anders zu erwarten.
Und so erhielt der Betreiber des Wallufer Fässchens von Uli Rosskopf, dem vor zwei Tagen neugewählten 2. Vorsitzenden des Segelclub Rheingau einen ersten Anruf. Nur um sicherzustellen, daß der Weinstand neben dem Clubgelände auch wirklich früher geöffnet haben würde — ein lohnendes Geschäft bei den vielen Neugierigen am Wallufer Rheinufer. Und um ganz nebenbei einen Plan zu besprechen: Wenn der Weinstand ein paar Fläschchen Rheingauer Riesling bereitstellen würde, dann könnte der Segelclub Rheingau…
Gesagt getan. Es folgte Anruf Nummer zwei, in diesem Fall erhielt ihn der Wallufer Bürgermeister Nikolaos Stavridis. Ob dieser nicht Lust hätte, mitzumachen, man hätte da so eine Idee… Der Segelclub und der Weinstand seien schon mit dabei. Jetzt fehle nur noch die Gemeinde. Auch dieser ließ sich nicht lange bitten.
So legten kurz darauf vier Flaschen “Alte Rebe”, ein Bürgermeister und zwei SCR-Skipper in einer Sondermission vom Steg des Segelclub Rheingau ab. Darunter Whaly, das gerade erst in Dienst gestellte neue Sicherungsboot des Clubs, sowie Karl-Heinz Mohr mit einem zweiten Boot und einige Personen (unbewaffneter) Begleitschutz aus Gemeinde und Club. Und das alles unter den nichtsahnenden Blicken der Öffentlichkeit an der gut gefüllten Uferpromenade. Aber die beste und unauffälligste Geheimmission ist ja oft die, die in aller Öffentlichkeit stattfindet.
Kommandant Rosskopf gab den Marschbefehl aus: “U-Boot orten, in Hochgeschwindigkeitsfahrt abfangen, Kontakt mit dem Befehlshaber aufnehmen, Riesling konspirativ übergeben, Beweise fotografisch sichern.”
Auf dem Rhein war derweil reger Verkehr: DLRG, Feuerwehr und zahlreiche Yachten drängten sich im Fahrwasser. Zwischen Eltville und Walluf war es schließlich soweit. U17 (Schiffskennung S 196) wurde in Westsüdwest gesichtet. Der Koloss (50 m lang, 4,6 m breit und rund 500 t schwer) wälzte sich im Sonnenschein mit Steuerkurs 70 Grad den Rhein aufwärts. Direkt voraus! Die Torpedoklappen am Bug sahen gefährlich aus und wahrscheinlich würde der KaLeu im Kommandoturm auch schon erste Gegenmaßnahmen planen. Ob das Fahrwasser zwischen Stromkilometer 508 und 510 wohl tief genug für einen Alarmtauchgang wäre?
Hier begann die operative Durchführung des Plans allerdings einige praktische Herausforderungen aufzuwerfen. U17 war nicht nur groß sondern auf seinem Transportponton auch schnell. Sehr schnell. Mit einer dementsprechend kräftigen Welle, und einem ungünstig dahinter versetzten Schubschiff, was alle mutigen Annäherungsversuche durch die kleinen Schlauchboote scheitern ließ. Hätte man doch nur ein anständiges Segelboot genommen!
Doch die Rettung nahte in Gestalt der Wasserschutzpolizei, die U17 begleitete und dessen Weg durch den rebellischen Rheingau sicherte. Nach einer kurzen telefonischen Kontaktaufnahme (Anruf Nummer drei) erklärte sich des Seglers Freund und Helfer bereit zu einer diplomatischen Auftragsmission. Der Riesling vom Weingut Markloff inklusive eines kurzen Grußschreibens in Deutsch und Niederländisch wechselte zunächst auf das Polizeiboot, dessen Besatzung fuhr dann unter Aufbietung allen seemännischen Könnens das Schubschiff an und übergab das Paket unversehrt und mit besten Grüßen der Gemeinde Walluf und des Segelclub Rheingau.
MISSION ERFÜLLT!
Die Fotos zeugen davon: siehe oben, sowie in der Galerie von Sabine Mohr (Danke!) und auf der Facebook-Seite der Gemeinde Walluf (Danke!).
Nachdem U17 schließlich noch unter der Schiersteiner Brücke und einen Wasserbogen der dortigen Feuerwehr passiert hatte, dürften Kapitän Ben Kick und seine Crew von der “Pieter van der Wees” nach dem Festmachen sicher einen schönen Abend mit “lekker Riesling” gehabt haben. Jedenfalls wurde das Boot bei seiner nächtlichen Rast in Mainz (ganz sicher nur zu Ehren unserer mutigen Helden) bunt beleuchtet und bestaunt. Ach, hätten wir doch nur unseren Gästesteg für U17 frei gehabt!
Rechtzeitig zur Frühjahrsregatta 2023 wissen wir aber: Die Regattastrecke vor Walluf ist klar. Der Kurs wurde durch ein Schiff der Deutschen Marine* geprüft und militärisch gesichert. Dabei fielen keine Schüsse. Höchstens vier knallende Korken!
(*Na gut ein “ehemaliges” Schiff der Marine, aber wer will es denn schon so ganz genau wissen?)